Brogg rief ihn an und hetzte ihn in Windeseile ins Büro zurück. Quellen fand seine beiden Assistenten in Gesellschaft eines dritten Mannes vor, eines eckigen, schäbig gekleideten Burschen mit gebrochener Nase, die wie ein Raubtierschnabel aus seinem Gesicht vorsprang. Brogg hatte das Sauerstoffventil auf Höchstleistung geschaltet.
„Das ist also der Bursche?“ fragte Quellen. Es war wirklich kaum vorstellbar, daß dieser jämmerliche Prolet — offenbar zu arm, um sich eine Plastikbehandlung für seine Nase leisten zu können — die treibende Kraft hinter den Springern sein sollte.
„Das kommt darauf an, was für einen Burschen Sie meinen“, sagte Brogg. „Sagen Sie dem Kriposek, wer Sie sind“, sagte er dann und stieß den Proleten unsanft mit dem Ellbogen.
„Brand heiß’ ich“, sagte der Prolet mit dünner, seltsam hoch klingender Stimme. „Klasse Vier. Ich habe nichts Böses gewollt, Sir — er hat mir nur ein Haus für mich ganz allein versprochen, und einen Job und frische Luft …“
Brogg brachte ihn zum Schweigen. „Wir haben diesen Burschen in einer Trinkhalle erwischt. Er hatte ein oder zwei zuviel intus und sagte jedem, er würde bald einen Job haben.“
„Das hat der andere auch gesagt“, murmelte Brand. „Ich sollte ihm nur dreihundert Kredite geben, dann wollte er mich an einen Ort schicken, wo jeder seinen Job hatte. Und ich sollte dann auch meiner Familie Geld schicken können. Das klang so schön, Sir.“
„Und wie hieß dieser andere?“ fragte Quellen scharf.
„Lanoy, Sir.“ Quellen zuckte förmlich zusammen, als er den Namen hörte. „Jemand gab mir das und sagte, ich sollte mit ihm Verbindung aufnehmen.“
Brand streckte einen zerknitterten Zettel hin. Quellen entfaltete ihn und las: Keine Arbeit? Sprich mit Lanoy. „Sehr interessant.“ Er griff in seine eigene Tasche und holte den Zettel heraus, den der mürrisch blickende Mann ihm auf der Rampe gegeben hatte. Keine Arbeit? Sprich mit Lanoy. Sie waren völlig identisch.
„Lanoy hat eine ganze Menge von meinen Freunden dorthin geschickt“, sagte Brand. „Er sagte mir, es ginge ihnen allen gut, und sie seien glücklich dort, Sir …“
„Wohin schickt er sie denn?“ fragte Quellen sanft.
„Ich weiß nicht, Sir. Lanoy sagte, das würde er mir erst sagen, wenn ich ihm die dreihundert Kredite gegeben hätte. Ich habe mein Sparkonto abgehoben. Ich war gerade auf dem Weg zu ihm und wollte vorher noch schnell einen Schluck trinken, da …“
„Da fanden wir ihn“, sprach Brogg den Satz für ihn zu Ende. „Und er sagte jedem, der es hören wollte, daß er auf dem Weg zu Lanoy sei, der ihm einen Job versprochen habe.“
„Hm. Wissen Sie, was ein Springer ist, Brand?“
„Nein, Sir.“
„So — schon gut. Bringen Sie uns zu Lanoy?“
„Das kann ich nicht. Das wäre nicht anständig. Alle meine Freunde …“
„Und wenn wir Sie zwingen würden, uns zu Lanoy zu bringen?“ fragte Quellen.
„Aber er wollte mir doch Arbeit verschaffen. Bitte — ich kann doch nicht. Bitte, Sir.“
Brogg sah Quellen an. „Lassen Sie es mich versuchen“, sagte er. „Lanoy wollte Ihnen Arbeit verschaffen, sagen Sie? Für dreihundert Kredite?“
„Ja, Sir.“
„Und was wäre, wenn wir Ihnen ohne Bezahlung Arbeit verschaffen? Ganz umsonst — Sie bringen uns zu Lanoy und schicken Sie dorthin, wohin er sie auch schicken wollte — nur daß es bei uns nichts kostet. Und Ihre Familie schicken wir auch mit.“
Quellen lächelte. Brogg war ein viel besserer Psychologe als er, das mußte der Neid ihm lassen.
„Das wäre fair“, sagte Brand. „Gut — ich bringe Sie hin. Ganz richtig kommt es mir ja nicht vor — Lanoy war gut zu mir — aber wenn Sie sagen, daß Sie mich umsonst hinschicken …“
„Ganz richtig, Brand“, sagte Brogg.
„Gut, dann will ich es tun.“
Quellen drehte das Sauerstoffventil zu. „Gehen wir, ehe er es sich anders überlegt.“ Brogg gab Mikken einen Wink, worauf dieser Brand hinausführte.
„Kommen Sie mit, Sir?“ erkundigte sich Brogg. Eine Spur von Sarkasmus klang in dem harmlosen Satz mit. „Es wird vermutlich im dreckigsten Viertel der ganzen Stadt sein.“
Quellen schauderte. „Da haben Sie recht“, sagte er. „Gehen nur Sie beide mit ihm, ich bleibe hier.“
Kaum hatten sie das Büro verlassen, rief er Koll an.
„Wir sind dicht auf der Spur“, sagte er. „Brogg und Mikken haben den Mann gefunden, der hinter allem steht, und sie sind ihn jetzt holen gegangen.“
„Gut gemacht“, sagte Koll eisig. „Das sollte eine interessante Untersuchung geben. Aber bitte, stören Sie uns jetzt eine Weile nicht. Spanner und ich sprechen gerade über organisatorische Veränderungen in der Abteilung.“ Er legte auf.
Was sollte das jetzt wieder bedeuten, überlegte Quellen. Er war inzwischen überzeugt, daß Koll von Afrika wußte. Brogg war vermutlich eine höhere Bestechungssumme dafür geboten worden, daß er redete, als Quellen ihm für sein Schweigen gegeben hatte, und er hatte sein Wissen an den Meistbietenden verkauft. Natürlich konnte Koll auch eine Beförderung gemeint haben, aber das war unwahrscheinlich.
Quellens Verbrechen war etwas Einzigartiges. Niemand außer ihm hatte, soviel er wußte, soviel Schlauheit besessen, um einen Ausweg aus dem übervölkerten Appalachia, jenem Monstrum von Stadt, gefunden, das die ganze Osthälfte der Vereinigten Staaten bedeckte. Von all den zweihundert Millionen Einwohnern von Appalachia war nur Joseph Quellen, Kriposek, klug genug gewesen, um ein unbekanntes und unbesiedeltes Stück Land mitten im Herzen von Afrika zu finden und sich dort ein Haus zu bauen.
Er hatte das übliche Appartement, das einem Angehörigen der Dreizehnten Klasse in Appalachia zustand und einen Palast, wie man ihn vielleicht in Klasse zwanzig erträumen durfte. Das war wirklich etwas Wunderbares für einen Menschen, in dem jede Faser seines Körpers sich gegen das insektenhafte Dasein in der Stadt Appalachia auflehnte.
Die Schwierigkeit war nur, daß es ziemlich viel Geld erforderte, Leute dauerhaft zu bestechen. Es gab einige Menschen, die einfach wissen mußten, daß Quellen in luxuriöser Umgebung in Afrika wohnte, anstatt wie ein gewöhnlicher Angehöriger der Klasse Dreizehn in einem drei auf drei Meter großen Zimmer in Nordwest-Appalachia zu hausen. Jemand — vermutlich Brogg — hatte ihn an Koll verraten.
Wenn man ihn degradierte, würde ihn das sogar das Privileg eines Privatzimmers kosten, und er würde seine Behausung wieder mit einem anderen Menschen teilen müssen, so wie früher mit Marok, dem er noch keine Träne nachgeweint hatte.
Eigentlich war Marok gar nicht so übel gewesen, überlegte Quellen. Aber er war Quellen mit seiner Unordentlichkeit und seinen ewigen Visafongesprächen auf die Nerven gegangen, und auch allein schon durch die Tatsache seiner bloßen Anwesenheit. Quellen hatte sich nach dem Tag gesehnt, der ihm die Beförderung in Klasse Dreizehn und damit auch ein Zimmer für sich allein bringen würde. Dann würde er wirklich frei sein — frei, um sich vor der Masse zu verbergen.
Ob Koll etwas wußte? Er würde bald erfahren, ob das der Fall war oder nicht.
Das Visafon summte. Es war Brogg.
„Wir haben ihn“, sagte Brogg. „Wir sind auf dem Rückweg.“
„Gut gemacht!“
Quellen wählte Kolls Nummer. „Wir haben den Mann festgenommen“, sagte er. „Brogg und Mikken bringen ihn jetzt zum Verhör zurück.“
„Gut gemacht“, sagte Koll, und Quellen sah die Andeutung eines ehrlich gemeinten Lächelns, das um die Lippen des anderen spielte. „Ich habe gerade eine Beförderung für Sie beantragt“, setzte er dann beiläufig hinzu. „Ich finde es ungerecht, einen Kriposek in einer Wohnung der Klasse Dreizehn hausen zu lassen, wo ihm mindestens eine Klasse höher zukommt.“
Er weiß es also doch nicht, dachte Quellen. Und dann kam ihm ein anderer Gedanke — wie konnte er den illegalen Transmat in seine neue Wohnung schaffen, ohne entdeckt zu werden? Vielleicht wollte Koll ihn nur noch weiter in die Falle hineintreiben? Quellen preßte sich die Handflächen gegen die Schläfen und schauderte. Er wartete auf Brogg und Mikken — und Lanoy.
„Sie geben also zu, Menschen in die Vergangenheit geschickt zu haben?“ fragte Quellen.
„Natürlich“, nickte der kleine Mann. Quellen beobachtete ihn und spürte, wie eine Regung von Wut und Ärger ihn überkam. „Natürlich. Um hundert Kredite schicke ich Sie auch zurück.“
Brogg stand mit verschränkten Armen hinter dem Kleinen, während Quellen ihn über den Schreibtisch hinweg ansah.
„Sie sind Lanoy?“
„Das ist mein Name.“ Es war ein kleiner, dunkler Mann, dessen Bewegungen an die eines Kaninchens erinnerten, wozu auch die ständig in Bewegung befindliche Oberlippe einiges beitrug. „Natürlich bin ich Lanoy.“ Von dem Mann ging eine Zutrauen erweckende Wärme aus. Er saß mit übereinandergeschlagenen Beinen da und hielt den Kopf hoch.
„Ihre Leute sind ziemlich unsanft mit mir umgesprungen“, fuhr Lanoy fort. „Schlimm genug, daß Sie den armen Proleten herumgekriegt haben, Ihnen mein Versteck zu verraten, aber deshalb hätte man mich nicht so schlecht behandeln müssen. Ich tue ja schließlich nichts Verbotenes. Eigentlich sollte ich mich beschweren.“
„Sie stören die letzten tausend Jahre.“
„Das tue ich nicht“, erklärte Lanoy ruhig. „Die sind schon gestört worden. Ich sorge nur dafür, daß die Geschichte der Vergangenheit so abläuft, wie sie abgelaufen ist. Wenn Sie die Geschichtsbücher gelesen haben, wissen Sie, was ich meine.“
Quellen stand auf, stellte aber fest, daß er in dem winzigen Büro keinen Platz hatte, sich zu bewegen und setzte sich wieder.
„Aber Sie schicken Leute in die Vergangenheit zurück — die sogenannten Zeitspringer. Warum?“
Lanoy lächelte. „Um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es dürfte Ihnen doch verständlich sein, daß ich mich im Besitz eines sehr wertvollen Prozesses befinde, und ich möchte sichergehen, daß ich den höchstmöglichen Vorteil daraus ziehe.“
„Haben Sie die Zeitreise erfunden?“
„Diese Frage ist unwichtig“, erklärte Lanoy. „Jedenfalls habe ich die Kontrolle darüber.“
„Warum reisen Sie dann nicht einfach in die Vergangenheit und begehen dort Diebstähle und schließen Wetten ab?“
„Das könnte ich“, gab Lanoy zu. „Aber der Vorgang ist nicht umkehrbar, und es gibt keinen Weg zurück in die Gegenwart. Und hier gefällt es mir.“
„Hören Sie, Lanoy“, sagte Quellen. „Ich will ganz offen mit Ihnen reden: Wir wollen Ihre Zeitmaschine — und zwar schnell.“
„Tut mir leid“, grinste Lanoy. „Sie ist Privatbesitz. Sie haben kein Recht darauf.“
Quellen dachte an Koll und Spanner und empfand gleichzeitig Angst und Ärger. „Wenn ich mit Ihnen fertig bin, werden Sie sich wünschen, daß Sie mit Ihrer Maschine eine Million Jahre in die Vergangenheit gereist wären.“
Lanoy blieb ruhig, und Quellen stellte überrascht fest, daß Brogg lächelte. „Aber Kriposek“, sagte der Kleine. „Sie fangen jetzt an, ärgerlich zu werden, und das ist der Logik abträglich.“
Quellen mußte Lanoy recht geben, konnte sich aber dennoch nicht beherrschen. „Ich lasse Sie einsperren, bis Sie verfaulen“, drohte er.
„Und was bringt Ihnen das ein?“ fragte Lanoy. „Würde es Ihnen übrigens etwas ausmachen, mir etwas mehr Sauerstoff zu geben? Ich bin hier am Ersticken.“
Quellen war verblüfft, so daß er unwillkürlich das Ventil weiter aufdrehte. Brogg war sichtlich erstaunt, und selbst Mikken riß ungläubig die Augen auf, als er diese unerhörte Handlung seines Vorgesetzten sah.
„Wenn Sie mich verhaften lassen, werden Sie das noch bereuen, Quellen. Ich tue nichts Verbotenes — und das wissen Sie ganz genau.“
Quellen wußte nicht, was er sagen sollte. Lanoy hatte im Augenblick alle Trümpfe in der Hand, und Brogg schien sich an seinem Dilemma maßlos zu erfreuen.
Quellen kaute auf seiner Unterlippe herum und wünschte sich nichts so sehnlich, als jetzt am Ufer seines Flüßchens im Kongo zu sitzen und auf die Krokodile mit Steinen zu werfen.
„Jedenfalls werde ich Ihren Zeitreisen ein Ende machen“, erklärte Quellen schließlich.
Lanoy hatte dafür nur ein mitleidiges Lächeln übrig. „Das würde ich Ihnen nicht raten, Quellen.“
„Für Sie immer noch Kriposek Quellen, Lanoy.“
„Das würde ich Ihnen nicht raten, Quellen“, wiederholte Lanoy. „Wenn Sie jetzt den Strom der Springer abschneiden, bringen Sie die ganze Vergangenheit in Unordnung.
Diese Leute wollen zurück. So steht es in den Geschichtsbüchern. Einige von ihnen haben geheiratet und Kinder gezeugt, und ihre Abkömmlinge leben heute. Wer weiß, ob Sie nicht selbst der Urenkel eines Springers sind, Quellen — oder eines Mannes, den ich nächste Woche in die Vergangenheit schicken werde. Und wenn dieser Springer nicht in die Vergangenheit kommt, dann verschwinden Sie plötzlich, Quellen, wie ein Licht, das man ausgeblasen hat. Eine hübsche Todesart, nicht wahr, Kriposek?“
Quellen sah den Kleinen böse an. Brogg stand stumm hinter Lanoy, und dem Kriposek wurde plötzlich klar, daß der stämmige Untersek die ganze Zeit nichts anderes als seine, Quellens, Stellung vor Augen gehabt hatte, und daß Lanoy im Augenblick den letzten Stein aus dem Wege räumte.
Marok, Koll, Spanner, Brogg und jetzt Lanoy — sie alle hatten es nur auf Quellens Sturz abgesehen. Das Ganze war eine Verschwörung. Er verfluchte im stillen die zweihundert Millionen Einwohner von Appalachia und fragte sich, ob er wohl je wieder einen Augenblick für sich allein haben würde.
„Die Vergangenheit wird nicht geändert werden, Lanoy“, sagte er. „Wir werden Sie einsperren und Ihnen Ihre Maschine wegnehmen — aber dann sorgen wir selbst dafür, daß die Springer in die Vergangenheit gelangen. Wir sind keine Dummköpfe, Lanoy — wir werden schon dafür sorgen, daß alles so bleibt, wie es ist.“
Lanoy sah ihn einen Augenblick mit so etwas wie Bedauern an — so wie man vielleicht einen besonders seltenen Schmetterling auf einer Präpariernadel ansieht.
„So haben Sie sich das also ausgedacht, Kriposek? Warum haben Sie mir das nicht schon früher gesagt? In diesem Falle muß ich natürlich Schritte zu meinem Schutze unternehmen.“
Quellen hätte sich am liebsten versteckt. „Und was wollen Sie tun?“
„Ich schlage vor, wir beide unterhalten uns unter vier Augen darüber, Quellen“, meinte der Kleine. „Es könnte sein, daß einige Dinge zur Sprache kommen, die Ihre Untergebenen nicht hören sollten.“
Quellen sah Broog an. „Haben Sie ihn durchsucht?“
„Er ist sauber“, erklärte Brogg. „Keine Sorge. Wir warten im Vorzimmer. Kommen Sie, Mikken.“
Jetzt, da sich nur mehr zwei Personen im Raum befanden, drehte Quellen das Sauerstoffventil etwas zu.
„Lassen Sie offen, Quellen“, sagte Lanoy. „Ich atme gerne gut auf Regierungskosten.“
„Was wollen Sie?“ fragte Quellen. Er war ärgerlich, Lanoy war ihm von Grund auf zuwider, eine Art von Mensch, die Quellens Stolz und Würde beleidigte.
„Ich will ganz offen reden, Kriposek“, sagte der Kleine. „Ich will meine Freiheit, und ich will weiter im Geschäft bleiben. So gefällt es mir. Das will ich.
Sie wollen mich verhaften und mir mein Geschäft wegnehmen. Stimmt’s?“
„Ja.“
„Wir haben es also mit zwei einander diametral entgegengesetztenWünschen zu tun. Der stärkere Wunsch behält die Oberhand — so ist es immer. Ich bin stärker, folglich werden Sie mich gehen lassen und Ihre Untersuchungen aufgeben.“
„Wer sagt denn, daß Sie der Stärkere sind, Lanoy?“
„Ich bin stark, weil Sie schwach sind. Ich weiß eine ganze Menge über Sie, Quellen. Ich weiß, daß Sie große Menschenansammlungen nicht mögen und gerne frische Luft auf offenen Plätzen haben. Ziemlich schwierig zu verwirklichende Wünsche in einer Welt wie der unseren, finden Sie nicht auch?“
„Reden Sie weiter“, sagte Quellen. Im stillen verfluchte er Brogg. Kein anderer als er konnte Lanoy sein Geheimnis verraten haben.
„Sie werden mich also ungeschoren lassen — sonst könnte sein, daß Sie plötzlich wieder in einer Zwölfer- oder sogar einer Zehner-Wohnung sitzen. Das würde Ihnen gar nicht gefallen, Kriposek. Sie müßten Ihr Zimmer mit einem anderen Menschen teilen, obwohl Sie einen Zimmergenossen vielleicht nicht ausstehen können. Und wenn Sie einen Zimmergenossen haben, können Sie auch nicht einfach weglaufen — er würde Sie sonst melden.“
„Was meinen Sie damit — weglaufen?“ Quellens Stimme klang kaum lauter als ein Flüstern.
„Ich meine — nach Afrika, Quellen.“
Jetzt war es heraus, dachte Quellen. Brogg hat mich verraten und verkauft. Quellen war völlig in der Hand des Kleinen, da dieser sein Geheimnis kannte.
„Ich würde Ihnen das nur höchst ungern antun, Quellen. Sie sind kein übler Bursche, dafür, daß Sie in einer Welt leben, für die Sie nichts können. Aber jetzt heißt es ,Sie oder ich’, und Sie wissen ja, daß einem jeden Menschen das Hemd näher sitzt als der Rock.“
Schach und matt.
„Also los“, flüsterte Quellen. „Gehen Sie.“
„Ich wußte doch, daß Sie meinen Standpunkt verstehen würden“, sagte Lanoy. „Ich gehe jetzt. Sie werfen mir keine Steine in den Weg, dann erfährt Koll nichts von Ihrer kleinen Hütte.“
„Hinaus!“ sagte Quellen.
Lanoy stand auf, hob grüßend die Hand und schlüpfte durch die Tür.