III. Auch in China gibt es Götterspuren

Auf der Suche nach den Protokollen von baian kara ula — Der Peking-Mensch ist 400 000 Jahre alt — Keine Zeugnisse chinesischer Vorgeschichte? — p'an ku, der Erbauer des Universums — Die kesse Göttin yü ch'ing -yin yang, die dualen Kräfte - JadeScheiben nach den Mustern von baian kara ula? — Der alte Herr yüan-shih - Die PAIWAN-Kopfjäger und ihre Skulpturen -Vogelmenschen wie in BabylonDas Tunnelsystem am TUNG-TING-See — Wer erschoß den Bison in der Jungsteinzeit?

Die Boeing der CI China Airlines war in Singapur mit einstündiger Verspätung gestartet und hatte bis zur Landung in taipeh um 15.30 Uhr nur eine halbe Stunde aufgeholt. Für 17 Uhr war eine Verabredung mit dem Direktor des national palace museum, Herrn chiang fu-tsung, arrangiert.

Ich stellte mein Gepäck im ambassador an der Nanking east road ab, winkte eine Taxe heran, setzte mich neben den freundlich lächelnden Fahrer und sagte: »To the National Palace Museum, please!« Der hagere, kleine Buddha neben mir lächelte mich an, aber ich hatte nicht den Eindruck, daß er meinen Wunsch verstanden hatte; in allen mir zur Verfügung stehenden Sprachen beschrieb ich das Ziel seiner rasenden Fahrt; mein Buddha nickte mir voller Nachsicht milde zu, gab noch mehr Gas und stoppte vor dem Bahnhof. Mit der Flinkheit eines Wiesels öffnete er die Wagentür und deutete strahlend auf den Bahnhof, der zweifelsfrei nicht mein Museum war. Chinesisch, nur ein bißchen Chinesisch müßte man können! Ich trat in die Halle ... und eine Rakete von einem Licht ging mir auf: im Zentrum stand ein großer Ansichtskartenkiosk, der in Hunderten von Fotos alle sehenswürdigen Bauten für touristische Grüße aus Taipeh und Taiwan feilbot.

23 Palast Museum in Taipeh.Unten

Ich kaufte Ansichtskarten aller Ziele für die nächsten Tage. Mein Buddhanickte sehr ernst, als ich ihm den wunderschönen Museumsbau zeigte und fuhr die ganze Strecke zurück. Das Museum lag nahe beim Hotel (Abb. 23). Bei Herrn chiang fu-tsung wird es keine Verständigungsschwierigkeiten geben, er spricht Deutsch, denn er studierte in Berlin.

Das wußte ich von Herrn chi, der in Luzern das Li-TAi-PEH führt, das beste chinesische Restaurant, in dem ich je gegessen habe. Herr chi stand die längste Zeit seines Lebens in diplomatischen Diensten von tschiangh kai-schek, ehe er sich entschloß, in der Schweiz Gastronom zu werden. Mein Bekannter chi weiß, daß ich wie besessen von dem Wunsch bin, dem Geheimnis der Funde von baian kara ula auf die Spur zu kommen. Dort, im chinesischtibetanischen Grenzgebiet, fand 1938 der chinesische Archäologe tschi pu tei jene 716 Granitteller, die zwei Zentimeter dick sind, genau in der Mitte ein Loch haben, von dem spiralartig eine doppelspurige Rillenschrift bis an den Rand des Tellers läuft. Die Granitteller sind unseren Langspielplatten ähnlich. Jahre lang rätselten kluge Leute um das Geheimnis der Steinteller, bis es 1962 Professor tsum um nui von der Akademie für Vorgeschichte, Peking, gelang, einen Teil der Rillenschriften zu entziffern. - Analysen von Geologen wiesen einen erheblichen Gehalt an Kobalt und Metall nach, Physiker stellten fest, daß alle Teller einen hohen Vibrationsrhythmus haben, was darauf schließen läßt, daß sie irgendwann großen elektrischen Spannungen ausgesetzt gewesen sind. Die Funde von baian kara ula wurden zu einer Sensation, als der russische Philologe Dr. wjatscheslaw saizew dechiffrierte Texte der Steinteller veröffentlichte: vor 12000 Jahren wurde eine Gruppe eines unbekannten Volkes auf den dritten Planeten verschlagen, aber ihre Luftfahrzeuge hatten nicht mehr genug Kraft, die ferne fremde Welt wieder zu verlassen. Diese belegten Fakten habe ich in zurück zu den sternen ausführlich dargestellt. Die in Moskau veröffentlichte Nachricht aber, der Gesamtbericht der Wissenschaftler über die Steinteller sei sowohl in der Pekinger Akademie wie im Historischen Archiv in TAIPEH deponiert, war der Anlaß für meinen Flug nach Taiwan.

Durch ein Schreiben meines Bekannten Chi war ich für diesen naßkalten Januarnachmittag beim Direktor des Palace Museum angesagt, der das Meeting noch vor dem Start zu meiner dritten Weltreise mit einem höflichen Brief bestätigt hatte.

Die Chance, im Palace Museum die Spur der Steinteller aufnehmen zu können, schien mir groß. Der kostbare Besitz mit seinen über 250000 Katalognummern wurde in den letzten 60 Jahren mehrere Male aus Peking, seinem Stammort, verlagert: 1913, während des Aufstandes der KUOMiNTANG-Partei - 1918, während der Bürgerkriege — 1937, während des Krieges mit Japan, das Peking besetzte - 1947, als mao tse-tung mit der »Volksbefreiungsarmee« die Volksrepublik China begründete und Peking wieder zur Hauptstadt machte. Seit 1947 lagern die Kunstschätze in taipeh. Eine zierliche Visitenkarte, auf die Herr chi mit feinem Pinsel Grüße und Empfehlungen an seinen Freund chiang fu-tsung geschrieben hatte, ließ lächelnde Livrierte wortlos alle Türen bis zum Zimmer des Chefs öffnen. Der Direktor begrüßte mich in deutscher Sprache — nur, als ich mich für meine Verspätung entschuldigte, wehrte er lächelnd mit einem langen chinesischen Satz ab (Abb. 24).

24 Mit dem Direktor des palast museums, Herrn chiang fu-tsung, taipeh, führte ich mehrere aufschlußreiche und interessante Gespräche.


»Sie sind ein Freund meines Freundes, Sie sind mein Freund. Seien Sie willkommen in China. Was darf ich für Sie tun?« sagte er; während wir auf einen niedrigen Tisch zugingen, sprach er laut — zu wem? — einen Befehl. Noch ehe wir richtig Platz genommen hatten, brachten Livrierte Tassen aus hauchdünnem Porzellan und eine zierliche Kanne mit Kräutertee. Der Direktor füllte die Tassen.

Ich fiel mit der Tür ins Haus, sagte, daß mich die Funde von baian kara ula interessieren und daß ich hier in Taipeh den untersuchungsbericht der Naturwissenschaftler über die Steinteller einsehen möchte. Eine kalte Dusche prasselte auf mich nieder, als Herr chiang erklärte, daß dieser umfängliche Bericht die Odyssee des Museums nicht mitgemacht habe, daß er in der Pekinger Akademie, zu der er keinen Kontakt habe, aufbewahrt werde. Er sah mir meine grenzenlose Enttäuschung an, konnte mir aber zunächst auch mit seinen weiteren Mitteilungen nur geringen Trost geben. »Ich bin über Ihre Bemühungen informiert. Sie graben sich in die Prähistorie der Völker ein. Ich kann Ihnen da nur mit unserem Urahn dienen, dem sinanthropus, der im Tal von chou-k'-ou-tien, 40 km südwestlich von Peking, erst im Jahre 1927 gefunden wurde. Dieser sinanthropus pekinensis, der Peking-Mensch, soll nach Meinung der Anthropologen dem homo heidelbergien-sis ähnlich sein, auf jeden Fall aber der chinesischen Rasse, wie sie heute in 800 Millionen Exemplaren existiert. Der Peking-Mensch soll aus dem mittleren Plei-stozän stammen, also etwa 400 000 Jahre alt sein. Danach gibt es keine eigentliche Prähistorie mehr.« Erst aus dem dritten Jahrtausend v. d. Z., erklärte der Direktor, gebe es dann wieder Zeugnisse jungsteinzeitlicher Kulturen in Nordchina, die YANG-SCHAO-Kultur am huangho: bemalte Bandkeramik. Um das zweite Jahrtausend v. d. Z. folge die MA-TSCHANG-Kultur, die Schwarzkeramik-Kultur, die Stein- und Kupferkultur von tsch'eng-tse-ai von schantung bis zum Beginn der Bronzezeit mit üppiger Ornamentik: t'ao-tie, dem Viefraßkopf - lei-wen, mit seinen rechtwinklig gebrochenen Donnerdarstellungen. Vom 15-11. Jahrhundert gäbe es dann eine hochentwickelte Schrift mit über 2000 Wortzeichen in Bildern und Symbolen, die als Orakelinschriften entziffert wurden. Chinesische Herrscher aller Zeiten, »Söhne des Himmels«, hätten den Auftrag gehabt, für den geordneten Ablauf des Naturgeschehens zu sorgen.

»Soweit ich informiert bin, ich bin kein Prähistoriker, findet sich im Reich der Mitte nichts, was Ihre spezielle Phantasie beflügeln könnte, keine Steinfäustlinge, keine anderen primitiven Werkzeuge, ja, nicht einmal Spuren von Höhlenmalereien. Die ältesten beschrifteten Knochen wurden nach 3000 v. d. Z. datiert. . .« »Was steht auf den Knochen?«

»Bisher konnten die Inschriften nicht entziffert werden.« »Sonst gibt es nichts?«

»Eine einzige Vase, sie wurde in anyang bei honan ausgegraben. Sie konnte auf 2800 v. d. Z. datiert werden.« »Verzeihen Sie, Herr Direktor, aber dieses alte chinesische Volk muß doch Zeugnisse seiner Vorgeschichte haben! Es muß doch eine Entwicklung aus vorgeschichtlicher in geschichtliche Zeit zu belegen sein. Gibt es keine mysteriösen Ruinen, keine zyklopischen Mauerreste?« »unsere chinesische Geschichte läßt sich lückenlos bis zum Kaiser huang ti zurückverfolgen, und der lebte 2698 v. d. Z. Damals schon, und das ist bewiesen, war der Kompaß bekannt. Also kann die Zeit nicht mit huang TI begonnen haben! Was vorher war, lieber Freund, das steht in den Sternen!«

»Wieso: in den Sternen?«

Gab es doch noch ein Bonbon für mich in diesem Gespräch? Es gab eines. Herr chiang lächelte: »Nun ja, da gibt es Legenden von fliegenden Drachen. Seit eh und je ist der Drache das chinesische Symbol für Göttlichkeit, für unerreichbarkeit und unbesiegbarkeit. p'an ku (Abb. 25) heißt der Erbauer des chinesischen

25 Chinesische Federzeichnung vom Gott p'an ku, legendärer Sohn des Chaos und Erbauer des chinesischen Universums: er soll die Welt aus Granitbrocken erbaut haben, die aus dem Weltall heranflogen.


Universums in der Legende, er schuf die Erde aus Granitblöcken, die er fliegend aus dem All kommen ließ, er teilte die Wasser, und er stieß ein riesiges Loch in den Himmel, er halbierte den Himmel in die östliche und westliche Hemisphäre . . .«

»War das vielleicht ein himmlischer Regent, der in Raumschiffen am Firmament erschien?« »Nein, mein Freund, von Raumschiffen weiß die Legende nichts, sie spricht immer nur von Drachen, aber sie bezeichnet p'an ku als den Bezwinger des Chaos im All, er schuf das yin yang, die Vorstellung von den dualen Kräften in der Natur, yang steht für die männliche Kraft und den Himmel - yin für die weibliche Schönheit und die Erde. Alles, was im Kosmos oder auf der Erde geschieht, wird einem der beiden Symbole, die tief in die kosmologische chinesische Philosophie eingegangen sind, zugeordnet.«

Jeder Herrscher, »Sohn des Himmels«, soll der Legende zufolge 18000 Erdenjahre erlebt haben, und p'an ku sorgte, diese Daten skeptisch akzeptierend, vor 2 229 000 Jahren für himmlische Ordnung. Vielleicht hat man sich bei diesen astronomischen Rückrechnungen um einige Jahre geirrt — was macht das schon bei einem solchen Stammbaum?

p'an ku, dessen Legende über ganz China verbreitet sein soll, wird in verschiedenen Gegenden verschieden dargestellt, kaum verwunderlich bei der unendlichen Größe dieses Landes von 9561 000 qkm Fläche! Mal ist er ein Wesen mit zwei Hörnern auf dem Kopf und einem Hammer in der rechten Hand - mal erscheint er als Drache, der die vier Elemente bezwingt - mal hält er die Sonne in der einen, den Mond in der anderen Hand -mal bearbeitet er, von einer Schlange beobachtet, Felswände.

Tatsächlich soll die P'AN-KU-Legende in China nicht so alt sein wie der kräftige Mann selbst: erst im sechsten Jahrhundert v. d. Z. sollen Reisende die Legende aus dem hinterindischen Königreich siam (Thailand) mit nach China gebracht haben.

»Als >Vater der Dinge< bezeichnet die chinesische Mythologie yan shih tien-tsun«, sagte der Direktor. »Er ist das Sein, das sich nicht ergründen läßt, der Anfang und das Ende aller Dinge, das Höchste und unvorstellbare im Himmel. Er wird in späteren Zeiten auch yü ch'ing genannt. Wenn Sie drüber schreiben, müssen Sie darauf hinweisen, daß yü ch'ing nicht mit dem mystischen Kaiser yü verwechselt wird, der die große Flut, die Sintflut, bezwungen haben soll. - Kennen Sie die Legende von yan shih tien-wang?«

Ich kannte sie nicht. Der Direktor holte einen Band des DICTIONARY OF THE CHINESE MYTHOLOGY vom Bücherbord.

»Da, lesen Sie die Geschichte im Hotel! In dem Dictionary werden Sie einige für Ihre Betrachtungsweise faszinierende Geschichten finden wie beispielsweise die Legende der Göttin chih nü. Sie war die göttliche Patronin der Weber. Ihr Vater schickte die junge Tochter zum Nachbarn, der am >Silberstrom des Himmels<, gemeint ist wohl die Milchstraße, Wache hielt. - chih nü wuchs heran und wurde sehr hübsch, Tage und Nächte verbrachte sie mit Spielen und Lachen, nie habe es im Himmel eine verrücktere und wildere Liebhaberin gegeben als chih nü. Der Sonnenkönig wurde des Treibens überdrüssig, und als sie von ihrem Wächter-Freund auch noch ein Kind gebar, befahl er dem feurigen Liebhaber, sich am anderen Ende des Silberstromes zu postieren, um dann die schöne chih nü nur noch einmal im Jahr, in der siebenten Nacht des siebenten Monats, wiederzusehen ...«

»Die Story von den Königskindern, die nicht zueinan-derkommen können!«

»Die Legende hat ein Happy-End für die Liebenden: Millionen glänzender Himmelsvögel reihten sich zu einer unendlichen Brücke über die Milchstraße aneinander, chih nü und der Wärter konnten sich treffen, wann immer sie wollten!«

»Wenn die glänzenden Himmelsvögel Raumschiffe waren, die zwischen den Planeten patrouillierten, dann scheint es mir durchaus plausibel, daß die Liebenden nach Wunsch zusammenkamen.« Herr chang fu-tsung erhob sich:

»Sie sind wirklich ein Phantast! Aber Sie müssen ja nicht in Ehrfurcht vor Hergebrachtem erstarren. Vielleicht haben moderne Interpretationen von Mythen und Legenden eine Berechtigung, vielleicht führen sie uns weiter. Viel wissen wir noch nicht... «

Herr marshall p. s. wu, Chef der Ausgrabungsabteilung, war mir vom Direktor für die Dauer meines Aufenthaltes als bestinformierter Cicerone attachiert worden. Wenn auch in einem häufigen Wechsel jeweils nur Bruchteile de.r 250000 Gegenstände im Museum ausgestellt werden, sind es immer noch so verwirrend viele, daß ich wohl meine »Funde« ohne Herrn Wu, der begriffen hatte, worauf es mir ankommt, kaum hätte sammeln können.

Bronzekrüge aus der Zeit der SHANG-Dynastie (1766-1122 v.d.Z.) erinnern mich spontan an die andere Seite des Pazifiks: viel älter als die chinesischen Krüge, zeigen die NAZCA-Keramiken, präinkaische Arbeiten, ganz ähnliche Ornamente: geometrische Linien, gegeneinander versetzte Quadrate, Spiralen Axt aus Jade, kleine Kopie einer größeren Axt. In den grünlichen Stein ist das Göttersymbol des Drachen mit Feuerschweif eingraviert, das Firmament zieren Kugeln. Ich denke an gleiche Darstellungen auf assyrischen Zylindersiegeln

Altarschmuck für den Gottesdienst des Berg- und Wolkengottes steht, ganz im Sinne der Archäologen, unter einem rechteckigen Gegenstand aus dem Jahr 206 v. d. Z. Man sieht einen Berg, dominierender aber über ihm eine gewaltige Kugel mit einem Feuerschweif. Diese Kugel - über ihr drei geometrisch angeordnete Kügelchen — mit ihrer beherrschenden Größe steht in keiner vernünftigen Relation zu Sonne, Mond und Sterne. Altarschmuck? War das nicht zu urzeiten ein Erinnerungsbild an eine unvergeßliche, unbegreifliche Erscheinung am Himmel?

Jade- Scheiben (Abb. 16) mit Durchmessern von 7 bis 16,5 cm. Sie haben in der Mitte ein Loch wie in Schallplatten. Mit einem Zapfen werden sie an einem Obelisken von 20 cm Höhe lotrecht gehalten.

26 Die Jade-Scheiben haben in der Mitte ein Loch, oft rundherum ausgefräste Winkel von Zahnrädern. Sind sie nach Modellen gearbeitet?


Ich nehme den Archäologen ebensowenig ab, daß diese »Zeremonien«-Scheiben Symbole des Himmels für Macht und Stärke waren wie daß der Obelisk ein Phallussymbol gewesen wäre. Mich faszinierten die Jade-Scheiben, von denen mehrere die rundherum sauber »ausgefrästen« Winkel von Zahnrädern haben. Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen angeblichen Zeremonien-Scheiben und den Steintellern von baian kara ula? Akzeptiert man jene Teller aus dem chinesisch-tibetanischen Grenzland als Modelle für diese Zeremonien-Scheiben, dann hebt sich der Schleier des Rätselhaften: nach einem Besuch v.on Astronauten im Raume baian kara ula, die die Steinteller — vermutlich zur Nachrichtenübermittlung - fertigten, bildeten sich ehrfürchtige Priester ein, sie würden göttergefällige Werke tun oder selbst ein bißchen werden wie die entschwundenen enorm klugen Wesen, falls sie auch nur solche Scheiben produzieren würden, wie die Fremden sie benutzt hatten. So könnte sich der Kreis schließen, so könnten auch die Zahnradscheiben auf umwegen zu Kultrequisiten geworden sein.

Dr. wjatscheslaw saizew, der Wichtiges über die Steinteller publizierte, fand bei fergana in Usbekistan, nahe der chinesischen Grenze, eine Felsmalerei (Abb. 27): nicht nur, daß hier ein Wesen den Helm eines Astronauten trägt, nicht nur, daß Atmungsgeräte zu identifizieren sind - in den durch den Raumfahreranzug isolierten Händen hält es eine Platte, wie sie zu Hunderten in baian kara ula gefunden wurden!

An einem der Tage in taipeh las ich im dictionary of the Chinese mythology die Legende von yüan-shih tien-wang, die ich hier in komprimierter Form notiere:

In einer weit zurückliegenden Epoche lebte in den Bergen, am Rande des ewigen Eises, der Greis yüan-shih tien-wang. Der erzählte von urzeiten in so bildhafter Sprache, daß die, die ihn hörten, glaubten, yüan-shih wäre bei all den wunderbaren Ereignissen selbst dabei

gewesen. Einer, chin hung, fragte den Greis, wo er gelebt habe, bevor er auf diesen Berg gekommen sei. yüan-shih hob wortlos beide Arme zu den Sternen empor. Nun wollte chin hung wissen, wie er sich in der grenzenlosen Leere des Himmels zurechtfinden konnte. Während yüan-shih schwieg, traten zwei Götter in blanken Rüstungen hinzu und chin hung, der das erlebte, berichtete seinen Leuten, der eine Gott habe gesagt: »Komm, yüan-shih, wir wollen gehen. Wir werden durch die Dunkelheit des universums wandern und an fernen Sternen vorbeifahren in unsere Heimat.«

taipeh, Hauptstadt Formosas (— Taiwan) und Nationalchinas, hat fast zwei Millionen Einwohner, universitäten und Hochschulen und hervorragend geleitete Museen.

Über seinen Haupthafen kilung werden Naturprodukte wie Zucker, Tee, Reis, Bananen, Ananas (die im tropischen Monsunklima gedeihen), Holz, Kampfer und Fische exportiert. Seit Taiwan mit 13 Millionen Inselbewohnern 1949 selbständiges Land wurde, wuchs seine Industrie in rasantem Tempo, so daß heute auch Textilien, Motore aller Art, landwirtschaftliche Maschinen, Elektroartikel etc. mit dem Markenzeichen Taiwan auf Schiffe verladen werden. Devisenbringender Abbau von Kohle, Gold, Silber und Kupfer wird staatlich gefördert.

Es ist, wieder einmal, ungeklärt, woher und wann die mongoliden Ureinwohner, die paiwan, auf die Insel kamen. Von ihren späten Nachfahren lebt heute eine Viertelmillion in sieben verschiedenen Stämmen im unzulänglichsten Teil des zentralen Bergmassivs: die Wellen chinesischer Einwanderer drängten sie dorthin zurück. Noch vor einer Generation bewiesen PAIWAN-Krieger ihren Mut in der Kopf jagd, heute jagen sie das Wild ihrer Bergfestung. — Der Stamm hat sich seine ursprünglichkeit bewahrt, er lebt nach den Gesetzen der ewigen Natur; die Zeitrechnung ist einfach wie die Lebensweise: der Tag beginnt mit dem Krähen des Hahnes, sein Verlauf wird an der Länge des Schattens gemessen - ein neues Jahr wird in der Blüte der Bergkräuter erkannt, sein Höhepunkt im Fruchtstand, sein Ende im frühen Schneefall, der sie vollends von der Welt abschließt. — Seit frühester Zeit pflegen die paiwan die Einehe, dabei ist es unwesentlich, ob der Freier die Braut züchtig umwirbt, kauft oder raubt, wichtig ist nur, daß er sie für Lebzeiten behält. - Der paiwan schätzt als Stimulans Betel, den er im eigenen »Labor« aus den muskatnußähnlichen Früchten der Betelpalme unter Zugabe von gebranntem Kalk und einer gehörigen Prise Betelpfeffer herstellt. Betel schmeckt gallebitter, soll aber erfrischen. Da Betel den Speichel rot und die Zähne blauschwarz färbt, ist der freundlichgrinsende Blick eines PAIWAN-Kriegers eher erschreckend als vertrauenerweckend. Wäre mir nicht zuverlässig versichert worden, daß sie der Kopfjagd nicht mehr obliegen, hätte ich mich fluchtartig zurückgezogen, weil ich mein Haupt noch eine Weile benötige.

Das museum der Provinz taipeh besitzt eine einmalige Sammlung von Holzarbeiten der paiwan. Ihre Holzskulpturen gelten als letzte Beispiele einer sterbenden Volkskunst: in ihr sind uralte, über viele viele Generationen weitergereichte Motive aus Sagen und Legenden bewahrt.

Wer Götter sucht, der findet sie.

Da hängt ein 72 cm breites, 25 cm hohes Brett (Abb. 28), das einst an einem Haus signalisierte: Hier wohnt der Häuptling! Links von den markanten vierfachen Kreisen schweben zwei Figuren, die die nachgerade klassischen »Schürzen« vorzeitlicher Astronauten tragen, wie sie beispielsweise auch auf den toltekischen Monolithen

(Abb. 29) im Völkerkunde-Museum Berlin zu finden sind. Beide Figuren stecken in einer Art von Overall und tragen Schuhe; die linke Gestalt trägt einen Helm und ausgefahrene ukw- Antennen. Da stellt eine Holzplastik (Abb. 30) ein Wesen mit großen Geschlechtsmerkmalen dar, dessen Kopf von einem enganliegenden Helm geschützt ist.

28 Hier wohnte der Häuptling! Die beiden schwebenden Figuren links von den vierfachen Kreisen tragen die klassischen Schürzen vorzeitlicher Astronauten, wie man sie auf vielen Monolithen findet.

30 In der Hand eine Strahlenwaffe, wie sie auch die Götterdarstellungen in val camonica, Italien, und auf dem monte alban, Mexiko, besitzen. Und um den Helm windet sich die Schlange. Ist sie das Weltraumsymbol?

29 Toltekische Monolithen im Museum für Völkerkunde, Berlin. - Das Bild links ist betitelt: »Ode an den Sonnengott.« Stammt aus »Zurück zu den Sternen.« Bild rechts ist eine eigene Aufnahme aus dem Amerikanischen Museum Madrid, das Gipsabgüsse der Originale besitzt. Wesentlich sind die »Schürzen«, denn der paiwan-Stamm auf Formosa ritzte seine Götter mit denselben »Schürzen« auf Holz und Stein. Waren sie Bestandteile einer Astronautenkleidung?


In den Helm ist ein kleines Dreieck eingraviert, vielleicht Emblem der astronautischen Formation, um den Helm windet sich eine Schlange! In biblischen Zeiten Symbol der Ekelhaftig-keit, des heuchlerischen Kriechens, erhebt sie sich in den Sagen der mayas als »gefiedertes Wesen« in die Lüfte und taucht nun auch hier, bei vergessenen Stämmen im Bergmassiv von Formosa, neuerlich auf. Rund um die Welt Schlangen, fliegende Schlangen, in der überlieferten folkloristischen Kunst! Warum bemalten die paiwan ihre Kanus (Abb. 31) mit räudigen Schlangen, warum haben die »göttlichen Gestalten« helmrunde Köpfe, warum haben sie untereinander (Antennen-)Kontakt, warum enden die Kontakte in einer zahnradgespickten »Sonne«? - Warum glotzen Schlangen (Abb. 32), um Sterne gewunden, mit ihren dreieckigen Köpfen stets himmelwärts? - Warum balanciert ein PAIWAN-Gott (Abb. 33) eine Schlange in seinen Händen über sich und seinem Helm? - Warum ist ausgerechnet eine weibliche Göttin (Abb. 34) in eine Maske gehüllt, warum trägt sie eine unförmige Brille und um und über dem Kopf eine Schlange? Schick war diese Aufmachung wohl nie, aber zweckmäßig für einen Raumflug, und die Schlange ein Limit für den Weltraumflug.


31 Warum bemalten die paiwan ihre Kanus mit Götterfresken wie im alten Ägypten? Was bedeuten die Antennenkontakte der Wesen?

32 Auf einer PAIWAN-Holztafel zeigen sich wiederum Schlangen, die sich um Sterne winden, deren dreieckige Köpfe himmelwärts glotzen.

33 Diese Holzplastik zeigt einen Gott mit engem Helm und auch wieder mit der Schlange, dem alten Zeichen der Weltraumfahrer.

Das alles sei im Sinne früher Religionen zu deuten, sagen Archäologen. Schlangen, sagen sie, seien göttliche »Sinnbilder der Ehrfurcht« gewesen. Warum haben die PAIWAN, wenn sie schon ihre Kanus mit Symbolen religiöser Provenienz zierten, dann nicht Fische, Haifische, Wellen oder Kröten als Vorlage genommen? Warum pinnte sich der Häuptling kein Schild mit dem Zeichen seines Stammes — es gibt wunderschöne! — an die Hauswand ? Die oft halbverfaulten Schnitzereien sind von bezaubernder Schönheit. Sie zeigen alle konzentrische Kreise, Spiralen und immer wieder die Verbindung von Mensch und Schlange, wobei die Schlange stets über den Wesen himmelwärts züngelt. - Manchmal sind die Figuren nicht aufrecht stehend, sondern schwebend geschnitzt, als ob sie schwerelos wären. Ich halte solche Wiedergaben nicht für Eingebungen künstlerischer Phantasie. Daß ein Wesen schweben kann, müssen Vorvordere der paiwan gesehen und den Nachkommen berichtet haben.


34 PAIWAN-Göttin in einer Raumfahrermaske? Sie trägt die Schlange, Symbol des Weltalls, in den Händen und dazu eine unförmige Brille.

Die paiwan sind, heute noch, primitiv: sie stellen auf ihren herrlichen Schnitzereien reale Dinge ihrer Umwelt dar -und die Stereotypen, die aus einer ins Zeitlose weisenden Erinnerung kommen. Daß PAIWAN-Schnitzer ganz up to date sind, beweisen ihre zeitgenössischen Arbeiten: sie verewigen Männer in japanischen Uniformen mit Gewehren. Die haben sie gesehen. Sie bemühen ihre Phantasie nicht. Sie haben das nie getan, sie stellten zu allen Zeiten - in künstlerisch vollendeter Kombination mit Überliefertem - dar, was sie gesehen haben. Ein besonders merkwürdiges Motiv ist ein Wesen mit drei Köpfen, das in einer Schlange fliegt - ein Motiv, das uns auf einem seidenen Manuskript der CHOU-Kultur (1122-236 v. d. Z.) wiederbegegnet. Im historischen museum taipeh führte mich Direktor y. C. TANG durch seine Sammlung von Darstellungen mythologischer Wesen, halb Mensch, halb Tier, oft mit Vogelköpfen auf geflügelten Gestalten, Parallelen zu den assyrisch-babylonischen Flügelwesen. - Siegel aus der CHOU-Zeit sind zahlreich wie die Ringe in der Schmuckschatulle eines Juweliers: bis zu einem Zentimeter groß, sollen sie nichts als dekorative Verzierungen zeigen. Unter meiner Lupe ähneln sie auf bestechende Weise integrierten Schaltkreisen. -In »Bronze-Spiegeln« mit Durchmessern von 7 bis 15 cm sind Symbole und Schriften graviert, die teilweise entziffert werden konnten.

Die Entzifferung einer Schriftgravüre aus der CHOU-Dynastie lautet: »Wo immer Sonnen scheinen, gibt es Leben.«


35 »Wo immer Sonnen scheinen, gibt es Leben«, lautet die entzifferte Inschrift eines Bronze-Spiegels. Wo immer Gravüren wie im Quadrat dieses Spiegels erscheinen, könnte man sie für gedruckte integrierteSchaltungen aus unserer Gegenwart halten!

Mischt man das Quadrat des Bronze-Spiegels unter zwei integrierte Schaltkreise aus dem Hause Siemens, wird die Verblüffung perfekt! Oben, in der Mitte steht der Bronze-Spiegel!

Das Quadrat in der Mitte dieses Bronze-Spiegels (Abb. 3 5) möge spaßeshalber gedruckten integrierten Schaltungen aus dem Hause Siemens gegenüberstehen!

Der Geologe thuinli lynn erzählte mir von einer in der westlichen Welt unbekannten Entdeckung: Im Juli 1961 stieß der Archäologe tschi pen-lao, Professor für Altertumsforschung an der Universität Peking, im »Tal der Steine« bei Ausgrabungen auf Teile eines unterirdischen Höhlensystems. Westlich von yoyang an den Ausläufern des HONAN-Gebirges, am Südufer des TUNG-TiNG-Sees, fand der Archäologe in 32 m Tiefe Zugänge zu einem Labyrinth. Gänge wurden lokalisiert, die zweifelsfrei unter den See hinausführen. Die Höhlenwände sind glatt und glasiert. Wände einer Halle, Kreuzung mehrerer Gänge, sind von Zeichnungen übersät: sie stellen Tiere dar, die alle in eine Richtung fliehen, von Menschen getrieben, die »Blasrohre« an den Lippen haben. Über den fliehenden Tieren, und das ist für mich — außer der Tatsache des unterirdischen Tunnelsystems -der sensationelle Kern des Berichts, fliegt ein Schild, auf dem Menschen stehen, die gewehrähnliche Geräte in den Händen halten, mit denen sie auf die Tiere zielen. Die Menschen auf dem »fliegenden Schild«, berichtet Professor tschi pen-lao, tragen moderne Jacken und lange Hosen. Die Datierung der Entstehungszeit des Tunnelsystems, meint Herr lynn, sei vielleicht inzwischen gelungen, doch kämen Nachrichten aus Rotchina nur spärlich und erheblich verzögert. Der Bericht vom »fliegenden Schild« und den von oben herab auf fliehende Tiere zielenden Menschen erinnerte mich sofort an einen unvergessenen Eindruck, den ich 1968 aus dem museum für Paläontologie, moskau, mitnahm: dort liegt das Skelett eines Bisons (Abb. 36), dessen Stirnplatte von einem glatten Durchschuß getroffen wurde.

Die Urheimat der Bisons war das russische Asien. Das Alter des Bison-Fossils wird in die Jungsteinzeit (8000 bis 2700 v. d. Z.) datiert, als man noch, wie es die Zeitbezeichnung ausdrückt, Waffen durch Steinschliff herstellte, und die modernste Waffenkreation jener Epoche war das Steinbeil. Ein Schlag mit dem Steinbeil hätte allenfalls die Stirnplatte zertrümmert, in keinem Fall ein Durchschußloch hervorgebracht. In der Jungsteinzeit eine Feuerwaffe?


56 Dieses Bison-Skelett aus der Jungsteinzeit ist im museum für Paläontologie in Moskau zu besichtigen. Es hat in der Schädelplatte ein Einschußloch wie es nur eine Feuerwaffe hervorrufen kann. Rätselhafte Frage: Wer hatte 8000 v. d. Z. eine Schußwaffe?

37 Am Abend vor meiner Abreise aus taipeh gab mir Präsident ku cheng-kang ein Dinner im Kreise von Wissenschaftlern, Politikern und Museumsdirektoren. Sie alle halfen mir bei meinen Erkundungen.


Der Gedanke scheint in der Tat so absurd, daß die Zünftigen ihn mit einer Handbewegung abtun könnten, wenn nicht die Bisontrophäe des jungsteinzeitlichen Schützen in Moskau zu besichtigen wäre.

Am elften und letzten Abend meines Aufenthalts in taipeh gab Präsident ku cheng-kang, Mitglied der Nationalversammlung, ein Abendessen für mich (Abb. 37). Ich saß im Kreis erlauchter Wissenschaftler und Politiker: b. hsieh, Professor an der FUJEN-Universität -shun yao, im Januar 1972 noch UNESCO-Generalsekretär der Republik - hsu chih-hsin und shuang jeff yao vom Public Relations Department - senyung chow vom Government und freilich meine Museumsfreunde CHIANG, LYNN, WANG Und VU.

Die Namen der Herren sollen teilweise üblich sein wie Herr Müller, Mister Smith und Monsieur Dupont. Ich hatte Mühe, die stets freundlich lächelnden Gesichter auseinanderzuhalten, es gelang mir nicht, sie mit Namen zu versehen.

Während ich mit der twa auf die Pazifikinsel guam flog, machte ich Bilanz. Die baian kara ULA-Protokolle hatte ich nicht einsehen, wohl aber einen weißen Fleck auf meiner Landkarte der Götterdomizile im chinesischen Raum ausmerzen können.

Spuren, wie ich sie suche, finden sich rund um den Globus.

PS: Mein Film Erinnerungen an die Zukunft wurde vom Staatsfilmverleih für das MAO-Reich gekauft. Vielleicht ermöglicht er mir eine Studienreise nach Peking. Mit Ansichtspostkarten in der Hand, werde ich die Akademie mit dem Historischen Archiv schon finden. Außerdem wollte ich längst in die Wüste gobi ...

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