Die weiße Riesenpyramide von Michael Hamilton

Der dreitausend Meter lange, waffenstarrende Schlachtkreuzer hing bewegungslos im Raum. Sein Heimatplanet war ungeheuer weit entfernt und nur mit starken Instrumenten als winziges, glitzerndes Pünktchen zu erkennen. Ein kleines Begleitschiff hing an der Seite des Riesenkreuzers wie ein Insekt an einem Fliegenfänger. Die Schotten der beiden Schiffe waren druckdicht verschraubt, so daß das kleine Schiff ungehindert beladen werden konnte Tief unten, fast fünfundsiebzigtausend Kilometer entfernt, leuchtete die Sichel eines seitlich von einer Sonne beschienenen Planeten.

Der Pilot des kleinen Raumschiffes ging gebeugt durch eine der Öffnungen. Er war ein Riese von Gestalt, nicht nur groß, sondern auch entsprechend proportioniert. Er mußte sich bücken, um durch die Laderäume in die Hauptkabine zu gelangen. Er setzte sich in den Pilotensitz, prüfte die Instrumente und wartete.

Bald darauf kamen die Passagiere herein. Er drehte sich um und betrachtete die Männer. Eierköpfe! entschied er. Das war seine private Bezeichnung für Wissenschaftler aller Disziplinen. Etwas anderes hatte er allerdings nicht erwartet.

Wenn die Gerüchte stimmten — und in dem großen Schiff gab es viele Gerüchte —, dann würden diesmal erst Wissenschaftler landen, keine Militärs. Allem Anschein nach würden die Soldaten bei diesem Unternehmen nur eine untergeordnete oder überhaupt keine Rolle spielen. Widerstand war demnach nicht zu erwarten. Ganz sicher war das aber nicht. Bei solchen Planetenerforschungen gab es oft unangenehme Überraschungen.

Er wartete, bis sich die Männer angeschnallt hatten. „Alles klar?“

Einer der Wissenschaftler betrachtete ihn kritisch. „Nur ein Pilot?“

Jon Trentnor nickte und lachte leise vor sich hin. „Können Sie mir einen Grund sagen, warum das, Ihrer Meinung nach, nicht ausreicht?“

Die Worte klangen wie eine Beleidigung, doch Trentnor konnte es sich leisten, so zu sprechen. Er war einer jener offenherzigen Riesen, denen keiner ihre häufig taktlosen Bemerkungen übelnahm.

Der Wissenschaftler war trotzdem etwas erstaunt. Sein hageres Gesicht rötete sich leicht. „Wir wissen nicht, was uns erwartet“, sagte er scharf. „Wenn die Leute da unten wirklich die Waffe haben, die wir suchen, dann sind sie gefährlich.“

„Haben Sie Angst?“ fragte Trentnor spöttisch. „Das Schiff kann mit allen Situationen fertig werden. Wir können sämtliche Bewohner des Planeten in Sekunden vernichten.“

Trentnor drehte sich wieder um und begann mit den Startvorbereitungen.

„Das stimmt“, sagte Steff Tormain und nickte zustimmend. „Aber was soll aus uns werden, wenn Ihnen etwas zustößt, Captain? Wie sollen wir zum Mütterschiff zurückgelangen? Keiner von uns kann ein solches Raumschiff fliegen.“

Jon Trentnor lachte, zuversichtlich. „In diesem sehr unwahrscheinlichen Fall wird ein zweites Begleitschiff landen. Aber warum sollen die Leute da unten feindlich gegen uns eingestellt sein?“

„Das hat keiner behauptet“, mischte sich einer der anderen Wissenschaftler ein. Trentnor drehte sich um und erkannte Philip Vassey, den Chef der semantischen Abteilung der Expedition. „Wir führen aber einen erbitterten Kampf um unsere Existenz und können uns dabei keine Fehler erlauben. Die Invasoren vom Rande der Galaxis kennen keine Skrupel und wollen uns vernichten. Wenn sie ebenfalls von dem Planeten da unten erfahren haben, können sie uns leicht in Schwierigkeiten bringen. Sie werden alles versuchen, um unsere Landung zu verhindern. Wir können nur hoffen, daß sie nicht ahnen, was wir hier suchen.“

Trentnor nickte und wandte sich seinen Aufgaben zu. Die Schotten schlossen sich automatisch, die Verbindungen wurden gelöst. Trentnor zündete die seitlich angebrachten Treibsätze. Flammenschwerter züngelten gegen die Wandung des Mutterschiffes, richteten aber nicht den geringsten Schaden an. Der riesige Koloß rührte sich nicht einen Millimeter von der Stelle. Die Männer in dem kleinen Schiff hatten den Eindruck, daß das große Schiff mit rasender Schnelligkeit in die Tiefen des Raumes fiel.

Trentnor ließ die Hände sinken. Die Automatik sorgte für die richtigen Korrekturen: Gravitation des Planeten und andere Einflüsse wurden automatisch ausgeglichen. Vorläufig hatte er nichts mehr zu tun und konnte ungestört nachdenken.

Die Namen der Wissenschaftler, die er landen sollte, unterstrichen die Bedeutung des Unternehmens. Die Lage war bedrohlich geworden. Nach dem Zusammenbruch der galaktischen Zivilisation vor zehntausend Jahren waren die einzelnen Systeme zu isolierten Inseln geworden. Hier und da waren einige Systeme zu Vereinigungen zusammengewachsen. Die unterschiedliche Entwicklung verursachte jedoch bald Streitigkeiten und Feindschaften. Kriege waren entflammt, endlose Reibereien zogen sich hin. Trotz dieser Gefahren hatten die vernünftigen Köpfe bis vor ungefähr viertausend Jahren die Oberhand behalten und die Fanatiker zurückgehalten. Es war zu einem neuen Aufschwung gekommen; Gesetzlichkeit und Ordnung feierten wieder Triumphe. Als die Menschheit endlich den neunten Zivilisationsgrad erklommen hatte, war das Unheil über sie hereingebrochen.

Die Expeditionsschiffe, die die weiter entfernten Regionen der Galaxis erforschen sollten, trafen auf eine ganz andersartige, feindliche Zivilisation und lösten damit einen neuen Krieg aus. Die Systeme am Rande der Spiralarme hatten sich zu einer ungeheuren Macht zusammengeschlossen. Die Riim, so nannten sie sich, witterten reiche Beute und drangen immer tiefer ins Zentrum der Milchstraße ein. Wo sie einfielen, mordeten und brandschatzten sie. Ihr einziges Ziel war die Vernichtung.

Dabei waren sie unüberwindlich stark. Sie benutzten einen Antrieb, der ihren Schiffen eine ungeahnte Schnelligkeit verlieh. Die Riim waren in jeder Beziehung im Vorteil. Wenn kein Wunder geschah, würden sie den Sieg davontragen und alle andersgearteten Zivilisationen vernichten.

Wenn die Wissenschaftler recht hatten, gab es aber eine Waffe gegen die Riim. Und diese Waffe sollte auf dem Planeten zu finden sein, dem sie sich jetzt näherten. Ohne diese Waffe war das Schicksal der Menschheit besiegelt, mit ihr konnte sie wieder hoffen.

„Wissen Sie überhaupt, wo wir landen müssen?“ fragte Vassey.

Trentnor drehte sich um. „Zweifeln Sie etwa daran?“

Vassey lächelte schwach. „Es ist schließlich nicht sehr einfach.“

„Natürlich nicht. Es ist ein verdammt großer Planet mit verschiedenen Kontinenten. Früher soll es dort unten Zehntausende von Städten gegeben haben. Jetzt existieren wahrscheinlich nicht einmal mehr Ruinen davon. Aber, sehen Sie, die Kontinente sind bereits zu erkennen!“

„Wir suchen nach einer ganz bestimmten Stadt“, sagte Vassey aufgeregt. „Eigentlich ist es keine Stadt in unserem Sinne.“ Er machte eine nachdenkliche Pause. „Wir können Sie ebensogut informieren, Captain. Schließlich sind Sie mit von der Partie.“

Tormain mischte sich ein. „Halten Sie das für richtig, Vassey?“ Er lehnte sich etwas vor.

„Früher oder später muß er sowieso eingeweiht werden. Vielleicht kann er uns sogar helfen.“

„Der?“ Tormain lachte geringschätzig. „Ein Raumschiffpilot? Was kann solch ein Mann schon wissen!“

„Immerhin hat er schon oft mit Waffen zu tun gehabt. Er kann sie vielleicht erkennen, während wir darüber stolpern würden.“

Tormain lehnte sich wieder zurück. „Wie Sie wollen“, sagte er gleichgültig.

Vassey blickte durch das große Frontfenster auf die Sichel des rasch anwachsenden Planeten. Erst dann wandte er sich wieder an den Piloten. „Vor zwölf Jahren schickten wir eine Expedition au£ diesen Planeten. Es ist ein vergessener Planet, er war es aber nicht immer. Früher gab es dort unten eine außerordentlich hochentwickelte Zivilisation, die sich rasch auf die anderen Planeten dieses Systems ausbreitete. Was diese Zivilisation vernichtete, wissen wir nicht. Wir wissen aber mit ziemlicher Sicherheit, daß sie den sechzehnten Grad erreichte.“

„Den sechzehnten Grad!“ Trentnor pfiff erstaunt durch die Zähne. „Jetzt verstehe ich auch, warum Sie sich so sehr dafür interessieren.“

„Die erste Expedition machte erstaunliche Entdeckungen. Wir erfuhren, daß es dort unten eine Waffe gibt, mit der wir die Riim vernichten können. Die Natur dieser Waffe ist uns leider nicht bekannt. Die drei Schiffe der ersten Expedition wurden sieben Lichtjahre von hier von den Riim angegriffen und vernichtet. Es gab keinen einzigen Überlebenden.“

Trentnor nickte grimmig. Solche Geschichten hatte er schon oft gehört „Sie haben demnach kaum Anhaltspunkte.“

„Leider nicht.“

„Und wie soll ich da die Stadt finden, auf die es ankommt?“

„Wir müssen eben suchen!“ rief Tormain heiser. „Wir müssen sie finden, sonst sind wir bald erledigt! Die Zeit ist knapp.“

Das brauchte er Trentnor nicht zu sagen. Der Kapitän des Raumschiffes kannte die allgemeine Situation so gut wie jeder andere.

„Die da unten gehörten doch einmal zum Bund. Sie werden uns sicher gern informieren.“

„Das ist es eben! Sie können uns nichts sagen. Wir haben Methoden, Informationen aus anderen herauszuholen, aber in diesem Fall werden auch die besten Tricks nichts helfen. Die jetzt lebenden Menschen wissen nichts von den Geheimnissen ihrer Vorfahren; sie sind degeneriert. Das Geheimnis ist mit der Zivilisation dieses Planeten vernichtet worden.“

Trentnor kratzte sich am Kinn. „Keine leichte Aufgabe für Sie, denke ich.“

„Wir müssen es trotzdem versuchen“, antwortete Vassey. „Es muß irgendwelche Aufzeichnungen geben.“

Das Schiff berührte die äußeren Schichten der Atmosphäre und rutschte wieder in den Raum hinein. Dieser Vorgang wiederholte sich immer häufiger; jedesmal tauchte das Schiff in dichtere Schichten ein und wurde dabei abgebremst. Die Männer wurden in ihre Sitze gepreßt und rangen nach Luft.

Nach mehreren Umkreisungen heulte das kleine Raumschiff durch die Wolken und stürzte auf die dunstige Oberfläche des Planeten hinab.

Trentnor setzte die Frontdüsen in Tätigkeit, um die Fahrt abzubremsen. Die Atmosphäre war nur wenig dichter als die ihres Heimatplaneten, so daß die Landung fast zu einer Routineangelegenheit wurde.

Bald konnten sich die Männer von den Gurten befreien und an den Fenstern versammeln. Vassey blickte Trentnor über die Schulter. Das Schiff war noch immer so hoch, daß die Einzelheiten der Planetenoberfläche nur verschwommen zu erkennen waren.

Trentnor suchte einen Landeplatz in einer ausgedehnten Sumpflandschaft. Die Sonne ging gerade im Westen unter und verwandelte den Horizont in ein Meer unwahrscheinlich leuchtender Farben. Im Osten war der Horizont bereits dunkel, und die Wolken wirkten wie drohende Ungeheuer.

Trentnor machte seine Routineprüfungen. Er prüfte den Sauerstoffgehalt der Luft, den Druck, die Feuchtigkeit. Die Werte waren einigermaßen normal. Kein einziger der Zeiger wies über den roten Gefahrenstrich hinaus.

„Einsame Gegend“, murmelte der Captain. „Ich bin so nahe wie möglich herangegangen.“

Vassey blickte hinaus. „Aber hier gibt es doch keine Stadt!“

„Sie kann nicht weit entfernt sein, das heißt, wenn Sie mir die richtigen Koordinaten angegeben haben. Wahrscheinlich liegt die Stadt hinter dem Kamm im Süden.“

„Wie sollen wir denn dorthin gelangen?“

„Zu Fuß natürlich“, entgegnete Trentnor trocken.

Die Wissenschaftler sagten nichts. Sie mußten sich auf den Piloten verlassen. Trentnor hatte sie so nahe, wie unter den gegebenen Umständen möglich, an das Ziel herangebracht. Mehr konnten sie nicht verlangen.

Die Schotten öffneten sich zischend. Trentnor kletterte als letzter ins Freie und schloß die Öffnungen von außen. Die Bewohner dieses Planeten waren nach dem Bericht der letzten Expedition auf den vierten Zivilisationsgrad zurückgesunken. Trotzdem bestand die Möglichkeit, daß sie sich mit Raumschiffen auskannten. Trentnor verließ den Raumer mit einem unsicheren Gefühl. Er hatte aber den Auftrag, die Wissenschaftler zu begleiten.

Ein kalter Nordostwind pfiff über die Ebene. Die Männer gingen durch knöcheltiefes Moos, das weich nachgab. Unter diesem Moospolster entdeckten sie einen harten Boden, der wie geschmolzenes Gestein und grober Sand aussah. An freien Stellen hatte dieser Untergrund mitunter einen metallischen Schein.

Trentnor hatte selten Angst, aber in dieser Umgebung fühlte er sich nicht wohl. Die öde Landschaft ging ihm auf die Nerven. Er konnte sich vorstellen, daß die in dieser Umgebung lebenden Menschen nicht gerade zu den hochstehenden Kulturen zählten.

Insgeheim lachte er über die Wissenschaftler, die auf einem solchen Stern ein Geheimnis suchten. Wenn es auf diesem öden Planeten je eine Zivilisation gegeben hatte, dann vor unendlich langer Zeit. Zeugen dieser Zivilisation konnten kaum noch vorhanden sein. Der Captain hatte den Eindruck, über einen riesigen Friedhof zu gehen, so vollständig war die Stille. Er entdeckte keine Tiere — keine Vögel, ja nicht einmal Insekten.

Der Boden stieg langsam an. Das war der einzige Wechsel in der öden Umgebung. Was hinter dem Kamm lag, konnte keiner ahnen. Bei der Landung waren in das darunterliegende Tal schon tiefe Schatten gefallen. Es gab keine Bäume, keine Sträucher, nicht einmal die Spuren ehemaliger Straßen, nur primitive Flechten und Moose.

Trentnor hatte viele fremde Planeten besucht, nie aber einen so von allem Leben verlassenen. Er spürte eine ungewisse Angst. Wenn er sich schon fürchtete, wie sollte es da erst den Wissenschaftlern gehen, denen solche Abenteuer fremd waren?

Die Kälte machte den Männern zu schaffen. Der. Wind drang durch ihre Kleidung und machte den Marsch durch die öde Landschaft noch ungemütlicher. Trentnor schritt instinktiv weiter aus, um schneller auf den Kamm zu gelangen.

Es dauerte aber noch geraume Zeit, ehe alle oben standen und auf die weite Ebene hinausblickten. Vor den Mündern der Männer standen kleine Dampfwolken. Sie atmeten alle sehr heftig, weil sie nicht an solche Anstrengungen gewöhnt waren. Es war schon ziemlich dunkel, aber noch hell genug, um die mitten in der Ebene stehende Pyramide erkennen zu können. Es war ein ungeheures, fast erdrückendes Bauwerk. Die riesige Pyramide strahlte ein schwaches Licht aus und hob sich dadurch noch deutlicher vom dunklen Hintergrund ab. Die absolute Stille machte den Eindruck noch überwältigender.

Trentnor, so leicht durch nichts zu erschüttern, war stark beeindruckt. Damit hatte er nicht gerechnet. Die gewaltige Pyramide ragte ungeheuer hoch in den Himmel und verdeckte teilweise die Sterne. Die Spitze war hoch oben in den Wolken verborgen. Es war praktisch ein Gebirge in Pyramidenform. Und doch war es ein künstliches Bauwerk, keine Laune der Natur. Eine Öffnung war nirgends zu entdecken.

„Soll das die Stadt sein, von der die andere Expedition berichtete?“ fragte er rauh.

Tormain nickte. Der Eindruck, den das gewaltige Bauwerk auf ihn machte, verschlug ihm die Sprache. Endlich fand er seine Stimme wieder.

„Der merkwürdige Schein muß ein elektronischer Schutzschild sein. Wir müssen uns vorsichtig verhalten. Die erste Expedition hat leider nichts darüber berichtet. Der Schutzschild kann sehr gut tödliche Wirkung haben.“

„Mag sein.“ Trentnor starrte auf das unheimliche Gebilde. „Aber die Leute hier haben von uns nichts zu befürchten. Auch sonst scheint es mir keine Gefahren zu geben, die ihnen besondere Vorsichtsmaßnahmen abverlangen.“

Das war ganz in Vasseys Sinn gesprochen. Der Wissenschaftler nickte zustimmend. „Sie können recht haben. Allerdings müssen die Bewohner durch irgendein Ereignis zum Bau dieser Pyramide gezwungen worden sein. Eine ungeheure Katastrophe muß den größten Teil der hier lebenden Menschen vernichtet haben. Die Angst vor dem Unglück hat sich über Jahrtausende erhalten.“

„Alles nur Vermutungen“, sagte Trentnor und versuchte, gleichgültig zu wirken. „Der Bau da jagt mir jedenfalls einen Schauer über den Kücken. Sie haben mich auf einen Gedanken gebracht, Vassey. Als die Bewohner dieses Planeten die gewaltige Pyramide bauten, mußten sie von der bevorstehenden Katastrophe gewußt haben. Vielleicht sollte ein Teil überleben und später einmal eine neue Zivilisation aufbauen. Ich frage mich, ob die Nachkommen der Überlebenden nur in der Pyramide wohnen oder sich auch hier draußen aufhalten.“

Tormain sah sich um. „Es sieht nicht so aus. In diesem Fall müßte es Anzeichen landwirtschaftlicher Betätigung geben.“

„Wir müssen hinunter und der Sache auf den Grund gehen“, sagte Trentnor entschlossen. „Spekulationen bringen uns keinen Schritt weiter.“

Vassey marschierte schon los. Die anderen folgten ihm. Je tiefer sie hinabstiegen, desto überwältigender wurde der Eindruck der gewaltigen Pyramide. Trentnor blickte immer wieder zu dem riesigen Bauwerk auf. Er konnte nicht fassen, daß die Pyramide tatsächlich Menschenwerk sein sollte.

Er fühlte sich nicht wohl bei der Sache, vermochte aber nicht zu sagen, was ihn besonders störte. Es war ein unbestimmtes, aber nicht zu verdrängendes Gefühl.

„Kein Eingang zu sehen!“ rief er den anderen zu.

„Wir müssen alle Seiten untersuchen“, antwortete Tormain. Auch ihm saß die Angst im Nacken, und er suchte nach einem Ventil. „Es muß einen Eingang geben, sonst wären die Mitglieder der ersten Expedition nicht in die Pyramide gelangt.“

„Vielleicht konnten sie hinein, weil die Bewohner es wollten.“

„Unsinn!“ Vassey war ganz bei der Sache. Das riesige Bauwerk fesselte ihn. Er wollte die Nachkommen der Erbauer möglichst schnell sehen.

Sie marschierten um die Pyramide herum. Trentnor wurde noch ungemütlicher zumute. Der sechzehnte Grad war die höchste Zivilisationsstufe, von der er je gehört hatte. Bestimmt verfügten die Erben dieser Zivilisation noch über ungewöhnliche Mittel. Die Pyramide war ein Rätsel. Welche Katastrophe hatte die Erbauer eines solchen Wunders so dezimiert, alle anderen Spüren der Zivilisation so gründlich ausgelöscht, daß nur noch der weiße Riesenbau in den Himmel ragte?

Eine halbe Stunde später entdeckten sie einen dunkel gähnenden Eingang. Der Schutzschild war an dieser Stelle unterbrochen. Sie spähten vorsichtig in das Innere des gigantischen Bauwerkes, konnten aber nichts erkennen.

„Gehen wir nun hinein?“ Trentnor grinste, obwohl ihm gar nicht danach zumute war. Er wünschte sich weit weg von der unheimlichen Pyramide und den Rätseln, die sie womöglich barg.

„Der Schutzschild scheint an dieser Stelle unterbrochen zu sein“, sagte Vassey zögernd. „Ich glaube, wir sollten es wagen. Schließlich sind wir deshalb hergekommen. Wir haben Waffen bei uns. Ich glaube aber nicht, daß wir sie werden benutzen müssen.“

Vassey wagte sich zuerst hinein, die anderen folgten ihm einer nach dem anderen, jeder mit einem flauen Gefühl in der Magengegend.

Sie entdeckten einen langen Korridor. Die Decke wurde von unzähligen Leuchtkörpern angestrahlt. Die kugelförmigen Lichtquellen waren so angeordnet, daß nicht der geringste Schatten entstand.

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